Katzenelend in Wadersloh
Katzenelend in Wadersloh
- lindern, vermeiden, helfen -
Sehr geehrter Nachbar,
die Zahl der Katzen nimmt in der Gemeinde Wadersloh von Jahr zu Jahr zu. Immer öfter finden sich Anzeigen in Internetportalen, an Pinnwänden in Läden oder in Tages- und Wochenzeitungen, dass Katzenkinder zu verschenken sind. Das Tierheim Lippstadt, welches für Wadersloh zuständig ist, ist im Herbst mit jungen Katzen, die entweder abgegeben oder ausgesetzt wurden, überfüllt und selbst dort kommt es immer wieder zu Fällen, in denen die Tiere an Katzenschnupfen erkranken und bleibende Schäden erhalten, oder aber an Katzenseuche sterben.
Ich bitte Sie darum, keine Katzenkinder zu verschenken.
Nehmen Sie bitte einen Obulus und lassen Sie davon das Muttertier kastrieren.
Brauchen Sie Hilfe bei der Suche nach einem Tierarzt, haben Sie keine Transportbox oder keine Zeit ihr Tier selber zur Praxis zu bringen, melden Sie sich bitte. Ich helfe Ihnen gerne.
Jeanine Grigutsch
Warum kastrieren?
Ungewollten Nachwuchs vermeiden
Eine geschlechtsreife Katze kann 2mal im Jahr Nachwuchs bekommen. Im Durchschnitt sind das 4 Tiere pro Wurf. Diese werden mit knapp 6 Monaten ebenfalls geschlechtsreif. Sind in jedem Wurf 2 weibliche Tiere, steigt die Katzenpopulation explosionsartig an.
Rechenbeispiel:
1 Katze = 4 Junge (davon 2 Katzen/2 Kater)
1. Halbjahr: 3 Katzen = 12 Junge (davon 6 Katzen/6 Kater)
2. Halbjahr: 9 Katzen = 54 Junge (davon 27 Katzen/27 Kater)
3. Halbjahr: 36 Katzen = 144 Junge (davon 72 Katzen /72 Kater)
4. Halbjahr: 108 Katzen = 432 Junge!!!!! Und das nach 2 Jahren!
Krankheiten vermeiden
Da die Katze während des Deckacktes vom Kater gebissen wird, können durch den Speichel und durch das Sperma Krankheiten übertragen werden. Oftmals hat dies einen qualvollen Tod für das Tier zur Folge oder führt, wie beim nicht oder zu spät behandelten Katzenschnupfen zu bleibenden Schäden.
Gesundheit schonen
Ein Tier, welches immer und immer wieder Junge kriegt, hat eine geringere Lebenserwartung, da der Körper ständig extrem hoch beansprucht wird. Zudem kann es zur Deformation der Gebährmutter bis hin zur Perforation kommen.
Hormonelle Belastung stoppen
Die Rolligkeit ist für eine Katze eine Dauerbelastung. Sie ist unruhig, maunzt, rollt sich hin und her. Die Rolligkeit dauert etwa 2-3 Wochen. Wird die Katze in dieser Zeit nicht gedeckt, setzt eine kurze Pause ein und die Rolligkeit beginnt von neuem.
Belästigungen stoppen
Im Falle einer Kastration der Katze bleiben Katerbesuche, die sich mit Vorliebe Nachts vor dem Schlafzimmerfenster prügeln, aus. Auch übelriechende Markierungen werden nachlassen.
Streunen vermindern
Unkastrierte Tiere neigen besonders in der Paarungszeit zum Streunen. Die Tiere legen hier große Distanzen zurück, durchqueren dabei unbekanntes Terrain und kreuzen Straßen.
Vorurteile
Eine Kastration ist teuer
Eine Kastration einer Katze kostet knapp 120€, die eines Katers ca. 70€. Das mag auf den ersten Blick viel Geld sein. Stellt sich aber ungewollter Nachwuchs ein, so sollte dieser, wenn man verantwortungsvoll ist, auch versorgt werden: Entwurmen, entflohen und 2fach Impfen kosten knapp 60€ pro Tier. Das Muttertier sollte während der Tragzeit und in der Säugeperiode zusätzlich mit Futter versorgt werden und auch der Nachwuchs möchte davon etwas ab haben.
Bekommt ihre Katze 4 Junge, so können Sie mit einem Obulus von 30€ pro Tier eine Kastration des Muttertieres möglich machen und sparen damit in Zukunft eine Menge Geld!!!
Kastrierte Katzen jagen nicht mehr
Das stimmt so nicht. Kastrierte Katzen werden auch weiterhin jagen, wenn sie dies vor der Kastration auch getan haben und wenn das Dosen- bzw. Trockenfutterangebot nach der Kastration nicht steigt.
Die Katzen hauen doch eh ab oder werden überfahren, warum also so viel Geld ausgeben?
Gerade um dieses zu vermeiden! Besonders im Frühjahr und im Herbst verschwinden immer wieder Katzen, die auf der Suche nach einem Partner sind. Normalerweise streunt eine Katze im Umreis von 6qkm um seinen Wohnsitz. Während der Paarungszeit, oder aber wenn das Gebiet von anderen Katzen besetzt wird, kann sich die Entfernung um ein Vielfaches erhöhen. Die Gefahr, dass dann das Tier in unbekanntem Gebiet überfahren wird, steigt. Man kann das Streunen durch die Kastration nicht verhindern, aber vermindern.
Vor & nach der Operation
Vor der Operation
- sollte sichergestellt werden, dass die Katze keine Flöhe hat. Flohspeichel kann zur Entzündung der Kastrationsnaht führen
- sollte die Katze etwa eine Woche vorher entwurmt werden
Entwurmung und ein SpotOn-Präparat gegen Ungeziefer kosten zusammen unter 5 €
- mind. 12 Stunden vor der Operation sollte die Katze das letzte Mal etwas gefressen haben, Wasser sollte die ganze Zeit zur Verfügung stehen
- wird beim Tierarzt ein Gesundheitscheck des Allgemeinbefindens (Augen, Ohren, Zähne, Herzschlag, Temperatur, Fell) gemacht. Dies ist notwendig, damit das Tier zur OP zugelassen werden kann. Dann erst wird das Tier in Narkose gelegt.
Während der Operation
- wird beim Kater der Hodensack geöffnet und die Hoden entnommen
- wird bei der Katze der Bauchraum geöffnet und die Eierstöcke entfernt
- wird die Wunde genäht.
Nach der OP
- muss die Katze warm gehalten werden
- soll die Katze an einem dunklen und ruhigen Ort aufwachen. Es kann 3 bis 9 Stunden dauern, bis ein Tier wieder völlig fit ist
- sollen keine anderen Tiere bei der Katze sein, da diese in der Aufwachphase psychotische Träume haben. Es kann passieren, dass sich Tiere, die sich eigentlich gut verstehen, dann nicht mehr vertragen.
- darf Wasser gereicht werden, sobald die Katze wieder ganz klar ist. Futter sollte frühestens 24 Stunden nach der OP gegeben werden.
- sollten Kater ein bis zwei Tage beobachtet werden, bis sie wieder ins Freie dürfen. Hier ist ein Fäden ziehen nicht nötig.
- sollten Katzen etwa eine Woche lang drinnen gehalten werden, um Komplikationen mit der Naht am Bauch zu vermeiden. Je nach Tierarzt wird sie nach 7 Tagen nochmals vorstellig zum Fäden ziehen, wenn ein sich nicht selbst auflösender Faden benutzt wurde. Sofern es keine Komplikationen gab, darf die Katze dann auch wieder nach draußen.
Wichtig:
Wenn Sie ihr Tier lieben, haben Sie nun direkt die Möglichkeit, ihre Katze von ihrem Tierarzt mit einem etwa reiskorngroßen Mikrochip, der unter die Haut gespritzt wird, zu kennzeichnen. Dieser kostet ca. 35€. Danach können Sie selber Ihr Tier mit der im Chip gespeicherten Nummer kostenlos, z.B. bei TASSO, registrieren. Sollte Ihnen nun ihre Samptpfote einmal abhanden kommen, kann jeder, der ein Chiplesegerät hat (z.B. alle Tierheime und Tierärzte) die Nummer auslesen und Sie als Halter so über das Tierregister ausfindig machen lassen.
Meine Motivation
Plüsch, Snorre und Jette - ihre Geschichte
An einem regnerischen Augusttag 2010 war ich gerade auf dem Heimweg und bog von der Osthusener in die Suderlager Straße ein. Ein Stückchen weiter steht auf der rechten Seite eine Bushaltestelle, an der ich vorbei fuhr. Doch was war das? Aus dem Augenwinkel sah ich etwas blaues in der Ecke stehen. Ich hielt an, stieg aus, ging zum Häuschen und siehe da, dort stand eine hellbaue Transportbox. Der Deckel war aufgeklappt und mich sahen aus der Kiste 6 Katzenaugen an.
Ich nahm die 3 mit, denn zu dem Zeitpunkt hatte ich ein leeres Zimmer, welches ich in kurzer Zeit zu einem neuen zu Hause für die Samtpfoten umgebaute.
Nun war ich also Katzenmama von 2 Katern und einer Katzendame, die vielleicht max. 3 Monate alt waren. Am nächsten Tag bin ich mit ihnen zum Tierarzt gefahren und hab sie erst einmal entflohen und entwurmen lassen.
Jette, die Katzendame, ist dann recht schnell ausgezogen und kam in eine Tierarztfamilie. Plüsch und Snorre lebten noch bis Januar 2011 bei mir und haben dann gemeinsam ein neues zu Hause in Mannheim gefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden mittlerweile geimpft und kastriert.
Vor kurzem erfuhr ich, dass ich nicht die einzige war, die an dieser Bushaltestelle Katzenkinder gefunden hat. 2009 nahmen die Kinder meiner Vermieter 2 Katzenbabys mit, welche die Familie behielt. Außerdem fand eine Nachbarin im letzten Jahr dort ebenfalls nochmals 2 Katzenkinder. Diese brachte sie in das Tierheim nach Lippstadt.
Es kann nicht sein, dass Menschen es sich so einfach machen und ein Tier einfach wegwerfen! Dies ist nicht nur moralisch nicht vertretbar, sondern auch ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz!
Ich habe lange überlegt, was ich machen kann, um auf lange Sicht hier eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Katzen zu schaffen. Ich habe nicht das Geld, jede Katze, die mir über die Füße läuft, kastrieren zu lassen und ich habe mitterweile nicht mehr den Platz, um hier Tiere aufzunehmen, da der leere Raum von meinem jetzigen Lebensgefährten bezogen wurde. Aber ich kann Möglichkeiten aufzeigen, dass man Katzenkinder nicht einfach so aussetzt oder verschenkt, sondern sie gegen einen geringen Betrag verkauft, um davon das Muttertier kastrieren zu lassen.
Nino und Mila waren ebenfalls Findelkätzen (2014), genauso wie Lissy und Lennox (2015)